Über die SeaQuest..
Die SeaQuest ist eine Zar 57 Welldeck aus der Hause Formenti in Italien.
Das Besondere an dieser Konstruktion ist, dass diese die Vorteile eines Festrumfschlauchbootes mit den
Vorteilen eines GFK-Bootes vereint.
Trotz nur 5,77m Länge fällt das Boot unter die CE-Seetauglichkeitseinstufung B gemäß Richtlinie 2013/53/EU.
Das Bedeutet, dass die SeaQuest ausgelegt ist für
Fahrten außerhalb von Küstengewässern, bei denen Wetterverhältnisse mit einer Windstärke bis 8 bft und Wellenhöhen bis 4 m auftreten können.
Meiner Erfahrung nach haben die meisten Boote noch deutliche Sicherheitsreserven oberhalb ihrer Spezifikation.
Die Platzverhältnisse an Bord wirken sehr geräumig; es können durchaus 4 Erwachsene auf dem Boot übernachten. Dafür gibt es eigens ein nautisches Zelt
Auf der SeaQuest lassen sich im Haupttank 160l Treibstoff mitführen, dazu nochmal 3x30l unter dem Jumpseat (auch liebevoll Schwiegermuttersitz genannt). Mit 250 Litern kann man dann mindestens 500km oder 270 sm weit fahren.
Nach dem Baden oder am frühen Morgen kann man sich der Dusche bedienen, die aus dem 70l großen Tank gespeist wird. An kalten Tagen füllen wir den Tank mit heißem Wasser, so dass nach einem Bad in der Nordsee eine richtig heiße Dusche möglich ist.
Standardmässig führen wir einen 35 Liter fassenden Kompessorkühlschrank mit, der im Sommer für eiskalte Getränke und Grillgut für mehrere Tage sorgt. Der Kühlschrank kann durchaus mal 2-3 Tage am Stück durchlaufen.
Die 2x110 ah großen Bordbatterien haben genügend Reserve.
Des Weiteren ist immer ein Gasgrill mit an Bord, denn nach einem lagen Tag auf See ist Hunger vorprogrammiert.
Die großzügie Liegefläche vorne kann zum Tisch umgebaut werden.
Bei anderen Konstruktionen benötigt man rund einem Meter mehr Bootslänge, damit die Liegefläche nutzbar bleibt. Das Zar ist durch seinen speziellen Aufbau vorne breit genug für 2 Personen. Vorne, unter dem Jumpseat, dem Fahrersitz, der Heckliegeweise und in der Rückenlehne befinden sich gigantische Staufächer, die das Mitführen von Unmengen (nötiger) Ausrüstung ermöglichen.
Da wäre eine große Matratze zu erwähnen, Decken, Kopfkissen, Wechselkleidung, Ölzeug, Schwimmwesten, Tauwerk, Treibstoff, Werkzeug, Einlegeböden, eine komplette Pantry mit Pütt' un' Pann', Gaskocher, Besteck, Dosenöffner, Knoblauchreibe, Tellern, Tassen, Bechern, Kaffee nebst Filtern, Reservegaskartuschen, Füllschläuchen, Trichter, Handfeger, Schwämme, Hydrauliköl, Neoprenanzüge, Flossen, Schnorchel, Tauchbrillen, 4 gewaltige Fender (für Spundwände geeignet), Kameraequipment, Inverter, Bug- und Heckanker nebst Tauwerk und Ketten, Badeleiter, Flaggen, Feldstecher, Medikit und Waschtaschen, Rucksäcke, etc. etc. Die Liste ist Endlos und trotzdem ist an Deck von all dem Gerümpel nichts zu erkennen.
Ein kräftiges LED-Unterwasser-Lichtsystem ermöglicht nächtliche Exkursionen im Wasser ohne Angst vor dem Tritt in einen Seeigel haben zu müssen. Dank der integrierten Badeleiter ist man schnell wieder an Bord.
In den "Seitentaschen" ist Platz für alles Gedöns, was man am Tage auf Deck benötigt. Aber auch nachts findet man in den beleuchteten Fächern alles wieder. Das angenehme, bernsteinfarbene Licht blendet nicht während der Abendstunden und auch nicht bei Fahrten im Mondschein. Der Geräteträger kann nicht nur als Haltegriff beim Duschen oder dem Aufentern genutzt werden, sondern ist dafür ausgelegt, Wasserski- oder Wakeboardfahrer am Zapfen auf dem Träger zu ziehen.
Das mächtigste Feature an diesem Boot aber ist sein Rumpf- im Prinzip sehr ähnlich des Boston-Whaler Rumpfes von 1974, jedoch sehr tief gekielt. Der Rumpf wurde im Jahre 2006 für das Zar 57 Welldeck neu entwickelt und hebt sich deutlich vom alten Modell ab.
Im Gegensatz zu vielen anderen RIBs hat das Zar keine überstehenden Heckkonen und vorne keinen überstehenden Schlauch. Somit ist die Gesamtlänge fast gleich der echten Rumpflänge. Bei vielen anderen Booten geht hier schon ein guter Meter verloren.
Das Boot kann vorne mit dem Rupf noch so hart in jede noch so steile Welle getrieben werden. Das rund 1,5t schwere Boot bricht die Wellen wie eine Abrissbirne während die Crew davon auf dem bequemen Fahrersofa fast nichts mitbekommt.
Selbiges lässt sich zum Stehsitzen hochklappen.
Der einzige Schwachpunkt des Rumpfes ist zugleich eine große Stärke: Das Heck besitzt ein "Planing Pad",
auf welchem das Boot bei ruhiger See äußerst kraftsoffsparend gleitet und wie auf einer Schiene läuft.
Bei 47km/h liegt die Reichweite bei 2,4km/l bzw. der Verbrauch bei 0,416l/km.
Bei dieser Geschwindigkeit cruist man noch echt angenehm mit moderatem Fahrtwind. Rein rechnerisch läge die Reichweite mit vollen Tanks inkl. Reserven hier bei satten 600km!
Bei 53km/h liegt die Reichweite bei 2,2km/l bzw. der Verbrauch bei 0,455l/km.
Das ist immer noch ein sehr moderater Verbrauch in Anbetracht von Gewicht und Geschwindigkeit. Die Gesamtreichweite würde um 50km sinken.
Diese Information ist nicht nur für Einzeltouren interessant, sondern auch für den Verbrauch in der Saison.
Angenommen wir fahren 2000km im Jahr. 2000x0,2l Mehrverbrauch macht im Jahr dann 400l Treibstoff oder ca. 560€.
Bei 81km/h erreicht die SeaQuest ihre Höchstgeschwindigkeit. Wie man sieht, wurde der Wert mit vollem Haupttank gemessen.
Nun liegt die Reichweite bei 1,3km/l bzw. der Verbrauch bei 0,769l/km.
Dieser Wert dürfte den absolut maximalen Verbrauch darstellen.
Die Gesamtreichweite bricht auf 267km ein.
Es ist übrigens unsinnig in l/h zu rechnen, dazu wird es aber einen eigenen Artikel geben.
Geschwindigkeiten von über 90km/h bringen den Rumpf nicht an seine Grenze. In schwerer See jedoch schlägt das "Planing Pad" ein wenig, weshalb man die Geschwindigkeit so anpassen muss, dass das Boot die Wellen mit dem Bug bricht.
Im Übrigen sind alle Sitzplätze der SeaQuest mit Handgriffen ausgestattet, sämtliche Klampen, sowie die Ankerwinde und die Ankerkette sind versenkt angebracht bzw. unter einem Deckel. Beim Schritt vom Steg aufs Boot bleibt man nirgendwo hängen oder stößt sich die Zehen an - wie es bei vielen anderen Booten der Fall ist.
Die kräftige Edelstahleinfassung der Scheibe hat einen ordentlichen Abstand, sodass man gut mit den Händen zupacken kann ohne sich bei schwerer See zu verletzen.
Weitere Annehmlichkeiten wie eine Audioanlage für brachiale Beschallung, ein Bimini, Getränkehalter, Echolot etc. sind obligatorisch.
Erwähnenswert ist das Sonar, welches dem 9" großen Plotter auch Structure-Scan Bilder des Grunds zuspielen kann. Ganz interessant was so in großen Häfen auf dem Grund verborgen liegt...
Motorisiert ist die SeaQuest mit einem 2,8L Yamaha F150, der das Boot auf ca. 81km/h katapultiert wenn es nötig ist.
Mit einem größeren Motor ist auch mehr als 90km/h machbar, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Für Zar-Boote gilt eigentlich immer: Die maximal empfohlene Motorisierung ist eigentlich das Minimum wenn man sparsam und leise mit kleiner Drehzahl reisen möchte.
Die hohe Rückenlehne hinten (welche ja auch als großes Staufach dient) bietet einen sehr guten Schallschutz zum Heckspiegel hin, so dass man im Gegensatz zu vielen anderen Ribs den eh schon leisen Motor kaum noch hört.
Zu Hause steht die SeaQuest auf einem Trailer mit einer ausreichenden Anzahl an Rollen. Trailern generell werde ich aber in Kürze ein eigenes Kapitel widmen.
Soviel sei aber gesagt: Die SeaQuest ist ein Hallenboot mit intaktem Gelcoat, welches immer sauber und gepflegt daherkommt, keine Probleme mit Osmose bekommt und bei Bedarf mit einer elektrischen Winde schnell ins Wasser gebracht oder herausgezogen ist. Mehr dazu aber an anderer Stelle...
Zusammenfassend kann man sagen, dass die SeaQuest ein absolut seetaugliches, wattentaugliches, geräumiges, komfortables, perfekt durchdachtes - zwar schweres, aber dennoch kompaktes Boot zum Reisen in jedem erdenklichen Revier ist, welches man aber mit vielen Autos noch ziehen darf (Breite ist 2,54m, also kein Ablassen der Luft in den Schläuchen erforderlich) und dass mit Motor und Trailer auch in einer kleinen Halle zu Hause noch gut unterzubringen ist. Selbst viele Wohnmobile können und dürfen dieses Boot (1,8t auf Trailer) noch bewegen.
Schon bald wird es hier die ersten Reiseberichte mit der SeaQuest, aber auch unter Segeln, sowie Berichte zu Themen der Seemannschaft, Ausrüstung und vielen weiteren Bereichen geben.
Stay tuned & so long....